Menschenkenntnis
Econ-Verlag, mit über 100 Abbildungen,
Neuauflage 1985 als Sonderausgabe
 

Leseprobe

Menschenkenntnis
Econ-Verlag, Seite 32-36

Welchen Eindruck machen fremde Gesichter?

Die Kölner "Praxis Psychologische Diagnostik und Beratung" hat einmal vierzehn Porträts Personen aus allen sozialen Schichten und Berufsgruppen zur Beurteilung vorgelegt. Sie mußten die Gesichter auf verschiedene Eigenarten überprüfen. Die Anweisung lautete: "Entscheiden Sie gefühlsmäßig und spontan nach Ihrem ersten Eindruck, ob Sie die angegebenen Eigenschaften vermuten oder nicht. "Zu jedem Porträt sollten insgesamt sechs positive oder negative Urteile abgegeben werden.

Da die Gesichter von einem Grafiker erfunden waren, konnte die Eigenschaft nur nach dem Gesichtsausdruck und der Mimik beurteilt werden. Das ist eine ganz alltägliche Situation: Menschen werden nach ihrem Äußeren beurteilt. Dabei spielen Vorurteile eine dominierende Rolle.


Fremde Gesichter wirken sympathisch, unsympathisch, eingebildet, optimistisch oder rücksichtslos. Auf den nächsten Seiten können Sie genau verfolgen, wie jeder Person bereits aufgrund ihrer Gesichtszüge ein individueller Charakter zugeschrieben wird. Neben jedem Porträt demonstriert ein Eigenschaftsprofil, wie die Gesichter gewirkt haben.

Die Skala reicht von + 3 ( stark ausgeprägt) über 0 (neutral) bis - 3 ( nicht ausgeprägt). Die Skala drückt aus, wie häufig einer Person die entsprechende Eigenschaft zugeschrieben oder nicht zugeschrieben wurde.

Die vierzehn Eigenschaftsprofile der Porträts demonstrieren, wie sich Menschenkenntnis im Alltag abspielt. Bereits aufgrund geringer Informationen werden fremden Personen weitreichende Charaktereigenschaften zugeschrieben, gleichgültig ob sie diese Eigenschaften tatsächlich besitzen. Die meisten Menschen bilden sich ihr Urteil schon aufgrund eines oberflächlichen Eindrucks. Die Eigenschaft, bei welcher das Urteil der meisten Personen übereinstimmte, wurde als Überschrift für das Porträt gewählt.

Interessant ist, daß Porträt 3 am häufigsten als nicht sympathisch bezeichnet wird. Bei diesem Kopf handelt es sich um kein konventionelles Gesicht. Es könnte ein Himalaja - Forscher sein, aber auch ein Clochard oder ein Revolutionär. Man kann die Hypothese bilden, daß es "Außenseiter" schwer haben, sympathisch eingeschätzt zu werden.

Interessant ist auch, daß Kopf 5 und 6 vor allem als eingebildet beurteilt werden. Wahrscheinlich liegt das daran, daß beide den Betrachter etwas "von ober herab" ansehen. Als nicht eingebildet wird dagegen Kopf 7 eingestuft, der etwas sorgenvoll von unten blickt.

Vorwiegend optimistisch wirken die Köpfe 9 und 10, wahrscheinlich weil hier die Mundwinkel leicht aufwärts gerichtet sind.