Freiheit ist Annäherung und Entfernung zugleich

Ein Revolutionär schafft neue Richtlinien und neue Bestimmungen, er glaubt, er konnte dadurch die Menschen glücklicher machen. Der Individualist glaubt daran nicht, denn er spürt mit jeder Faser seiner Existenz, daß er nur ein Einzelwesen ist, daß er keine Macht hat, er kann nichts zusammenfassen, im Gegenteil, je freier er ist, desto mehr fließt alles auseinander, er entfernt sich, indem er sich dem Leben und der Lebendigkeit nähert. Freiheit ist Nähe und Entfernung zugleich, Fremdheit und Vertrautheit fließen in eins. Je näher er an die Dinge herankommt, desto mehr entfernen sie sich.
Der Individualist ändert nicht seine Umwelt, die Umwelt will ihn ändern. Ein Individualist, der Nachfolger sucht, ist ein Revolu-tionär. Revolution aber ist ein Verbrechen. Rebellion dagen ist ein Sprung in die Freiheit, sie sucht keine Nachfolger. Die Umwelt soll nicht verändert werden durch Nachfolge, sie kann sich nur ändern durch den Prozeß der Individuation jedes einzelnen. Kein Revolutionär schrieb die Individualität auf seine Fahnen, aus gutem Grund, weil er die Gesellschaft und die Menschen ändern und befreien will, bevor er sich selbst geändert und befreit hat.
Ich möchte damit sagen: Schielt nicht auf die Gesellschaft und die Mitmenschen, ändert euch selbst und fragt nicht danach, ob sich die anderen dadurch auch ändern. Ein 'gutes Beispiel' hat noch nie geschadet, aber man sollte keine Ideologie daraus machen und um Gottes Willen keinen Machtanspruch daraus ableiten.